17.02.2014
Nach dem Strategie-Workshop vom 16. und 17. November in Olten, an dem die Ziele sowie die für deren Erreichung notwendigen Massnahmen besprochen wurden, werden nun konkrete Aufträge verteilt und im Hinblick auf die ausserordentliche Delegiertenversammlung die Anpassungen der Statuten ausgearbeitet (siehe Box). Martin Hofmann, der Präsident des Regionalverbands Bern-Jura, spricht im Interview über die Notwendigkeit der Strukturreform, die Bedenken und das Potenzial.
Martin Hofmann, die Strukturreform innerhalb des SHV ist im Moment das bestimmende Thema. Warum braucht das Handballhaus Schweiz überhaupt eine Veränderung?
Martin Hofmann: Heute können eindeutig zu viele Leute mitreden und mitbestimmen. Es geht ja überhaupt nicht darum, Minderheiten nicht mehr zu hören, aber wir brauchen ein System, in dem gute Entscheide auch konsequent umgesetzt werden können. Um es bildhaft darzustellen: Mir kommt es heute manchmal so vor, als würden 26 Leute in einem Boot sitzen, wovon einer rudert und 25 die Richtung bestimmen wollen. So kommen wir natürlich nirgends hin. Es muss einer sagen können, wo es lang geht – und dann müssen alle zusammen dorthin rudern.
Es ist immer wieder der Vorwurf zu hören, der SHV wolle im Rahmen der Umstrukturierung die Regionalverbände abschaffen. Was ist an dieser Aussage dran?
Martin Hofmann: Das muss ich strikt verneinen. Das kann der SHV nämlich gar nicht, sonst bricht das Handballhaus völlig in sich zusammen. Wir wären viel zu weit weg von der Basis, um unsere Sportart in den Schulen oder in den Vereinen zu fördern. Ich sage gerne: Wir brauchen den Raum für eine situative Vereinheitlichung. Es gibt verschiedene Aufgaben, die nicht zentral erledigt werden können, wie beispielsweise das Hallenmanagement, oder auch die Generierung von Geldern aus dem Sportfonds. Das funktioniert in jeder Behörde, in jedem Kanton anders, und wir brauchen unbedingt Leute vor Ort, die das dafür nötige Know-how haben.
Zentralpräsident Ulrich Rubeli sagt, der SHV sei gemessen an der Grösse des Verbands heute zu kompliziert organisiert. Könnte es denn darum gehen, aus der Not eine Tugend zu machen und die Vorteile der heutigen Organisation in eine neue Struktur einzubauen?
Martin Hofmann: Absolut, ich sehe dort sogar ein grosses Potenzial. Wir brauchen dezentrale Stellen. Wichtig ist, dass wir uns gedanklich frei machen von dem, was heute ist. Wir müssen einen Schritt zurück treten und das ganze Bild anschauen. Die Frage ist doch: Wie viel Geld steht uns zur Verfügung, und wie können wir es effizient einsetzen? Eines steht für mich dabei ausser Frage: Wir brauchen die Regionen. Ob diese dann anders heissen als heute, ob es nur noch fünf oder sogar deren zehn sind, spielt für mich überhaupt keine Rolle. Es müssen einfach die Voraussetzungen geschaffen werden, dass wir effizient organisiert sind, aber auch auf regionale Bedürfnisse eingehen können. Und wenn wir gewisse Dinge sinnvoll zusammenlegen, können wir die freiwerdenden Ressourcen für neue Aufgaben nutzen. Wir müssen uns neu definieren und dementsprechend die Aufgaben verteilen. Ich will ganz klar festhalten: Das, was wir heute machen, ist ja nicht schlecht. Aber was hindert uns daran, uns zu verbessern und uns weiter zu entwickeln?
Was sagen Sie jenen, die Bedenken zur Strukturreform äussern?
Martin Hofmann: Dass auch Bedenken vorhanden sind, ist doch ganz normal. Aber wir müssen etwas Grundsätzliches festhalten: Wenn wir mit unserer Sportart vorwärts kommen wollen, müssen wir die Strukturen bauen, die wir für die Zukunft brauchen – vor allem, wenn ich sehe, wie festgefahren wir heute in verschiedenen Fragen sind. Wir können die dringend nötigen nächsten Schritte erst verwirklichen, wenn die Grundbedingungen dafür geschaffen sind. Und hier muss jeder innerhalb des Handballhauses Schweiz für Veränderungen bereit sein, um seinen Teil zu leisten. Es hat mal jemand gesagt: Wer meint etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden.
Gesamtstrategie SHV – der aktuelle Stand
Der Zentralvorstand des Schweizerischen Handball-Verbands (SHV) arbeitet zusammen mit den selbständigen Organisationen an umfassenden Reformen, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Am 15. März 2014 findet eine ausserordentliche Delegiertenversammlung statt, an der über die Änderung der Statuten abgestimmt werden soll. Am Wochenende vom 16. und 17. November wurde im Rahmen eines Workshops in Olten ein weiterer Schritt nach vorne gemacht. Am Workshop, der unter Einbezug aller politischen Verantwortlichen stattfand, wurden die Ziele, Visionen und Massnahmen (siehe handballworld 6/2013) eingehend besprochen. «Die Visionen und Ziele haben wir gemeinsam bestätigt, es herrschte über weite Strecken Einigkeit. Dass es bezüglich einzelnen Massnahmen und Veränderungen noch Opposition gab, ist legitim», sagt Zentralpräsident Ulrich Rubeli. Im Anschluss an den Workshop wurde den Organisationen bis Ende November Zeit eingeräumt, um sich im Rahmen einer Vernehmlassung noch einmal zu den besprochenen Punkten zu äussern. Gestützt auf die eingegangenen Antworten und Vorgaben hat der Zentralvorstand nun entschieden, den in Gang gesetzten Prozess weiterzuführen. So werden nun als nächstes – gestützt auf die beschlossenen Massnahmen – die konkreten Aufgaben formuliert und die Aufträge verteilt. Im Anschluss wird die Anpassung der Struktur besprochen. Und daraus sollen schliesslich die Statutenänderungen entstehen, über die an der ausserordentlichen Delegiertenversammlung vom 15. März 2014 abgestimmt wird. Über die Veränderung der Struktur des Verbands wurde bis anhin nicht diskutiert. Mit zwei Ausnahmen. Erstens: Es soll ein nationaler Spielbetrieb geschaffen werden, in dem die operativen Aufgaben so weit wie möglich konzentriert werden können. Es sollen nur noch jene Aufgaben dezentral erledigt werden, die sich aufdrängen – beispielsweise das Hallenmanagement. So sollen Doppelspurigkeiten aufgehoben und in den Region die erhofften und dringend benötigten Ressourcen geschaffen werden, um sich wieder vermehrt um die Entwicklung und die Förderung des Handballsports zu kümmern. Eine separate Arbeitsgruppe wird jetzt ausarbeiten, was künftig zentral, und was dezentral bearbeitet werden kann. Zweitens: Der Zentralvorstand soll das Recht haben, allen Organisationen und Abteilungen verbindliche Aufträge zu erteilen und diese auch durchzusetzen. Dies ist heute nämlich nicht der Fall. Der Zentralvorstand, der sich gemäss Organigramm des SHV für die strategische Führung verantwortlich zeichnet, kann zwar Wege aufzeigen und Empfehlungen abgeben – über deren Umsetzung entscheiden die Organisationen aber individuell und nach eigenem Ermessen. Nicht zuletzt daraus ergeben sich die grossen Unterschiede, was den heutigen Auftritt des Handballs in den verschiedenen Regionen angeht. |
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