Nationaltrainer-Kolumne: Die Analyse von Rolf Brack (1)

06.11.2014

Die Schweizer Nationalmannschaft ist erwartungsgemäss mit zwei Niederlagen in die EM-Qualifikation gestartet. Das 20:27 in Mazedonien und das 24:33 gegen Frankreich vor 6700 Zuschauern in Basel waren die ersten offiziellen Pflichtspiele von Nationaltrainer Rolf Brack. Er schaut in seiner persönlichen Kolumne auf die beiden Spiele und die Auftritte seiner Mannschaft zurück.


 

Wie schon nach den Spielen gegen Deutschland im September möchte ich im Folgenden meine persönlichen Eindrücke zu den Auftaktspielen der EM-Qualifikation schildern. Wir sind mit zwei Niederlagen gegen das Top-Ten-Team aus Mazedonien und gegen die beste Handball-Mannschaft der Welt, Frankreich, in die Qualifikation für die EM-Endrunde 2016 gestartet. Bei der Entwicklung unserer Nationalmannschaft gibt es für mich aktuell keine Misserfolge – es gibt nur Resultate, die Stärken und Schwächen ans Tageslicht bringen. Wichtig ist, dass wir aus den Ergebnissen und auch den Erlebnissen in Basel lernen und uns kontinuierlich verbessern und weiter entwickeln.

«Bei der Entwicklung unserer Nationalmannschaft gibt es für mich aktuell keine Misserfolge – es gibt nur Resultate, die Stärken und Schwächen ans Tageslicht bringen.»

Es hat sich zuletzt eine immer klarere Hierarchie innerhalb der Mannschaft gebildet, diese Entwicklung schreitet gut voran. Positiv festzuhalten ist auch, dass wir in beiden Spielen bis zum Beginn der zweiten Halbzeit auf Augenhöhe mit dem Gegner agiert haben. Das Wissen über noch vorhandenes Potenzial bei verschiedenen Einzelspielern, wie zum Beispiel Andy Schmid oder auch bei allen drei Torhütern, macht Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft unserer Nationalmannschaft. Dies gilt gerade deshalb, weil uns mit Manuel Liniger und Michal Svajlen zwei absolute Topspieler verletzungsbedingt fehlten. 

Erstaunlich war in der Partie gegen Frankreich unser Spiel ohne Torhüter: Es mag untergegangen sein, weil wir drei Gegentreffer ins leere Tore kassiert haben – aber aus den 16 Angriffen, in denen wir mit dem zusätzlichen Feldspieler agierten, resultierten 14 Tore. Das ist eine Traumquote.

Die beiden Niederlagen haben aber auch deutlich gezeigt, was im Vergleich zur Weltspitze fehlt:

  1. Die total 18 Siebenmeter, die in beiden Spielen gegen uns gepfiffen wurden, und das im Vergleich mit den beiden Gegnern deutliche Mehr an Zeitstrafen gegen uns offenbaren einen Mangel an Cleverness in der Abwehr.
  2. Wir haben in den beiden Spielen aus 13 Versuchen nur fünf (!) einfache Kontertore erzielt. Unsere Gegner waren auf diese Weise nicht weniger als 14-mal erfolgreich. Das zeigt, dass wir im Umschalt-Spiel ein Defizit hatten.
  3. Durchschnittlich nur zehn Torhüterparaden und 16 Fehlwürfe pro Spiel zeigen zu grosse individuelle Mängel in den für den Spielerfolg entscheidenden Kategorien «Torwart» und «Wurfeffektivität».
  4. Der Leistungsabfall in beiden Spielen zeigt mangelnde Konstanz auf, vorab auch aufgrund noch fehlender Automatismen in unserer Spielphilosophie.

Die Aufarbeitung der Defizite erfordert Zeit. Kontinuität im Spielerkader und bei der Weiterentwicklung unserer Spielphilosophie lauten darum die Eckpunkte zu unserer zukünftigen Arbeit. Es gilt, in Zusammenarbeit mit den Vereinstrainern, die individuelle Klasse der Spieler im Zweikampf und Abschlussverhalten zu verbessern. Konkret müssen wir an der Cleverness in der Abwehr und an der Qualität im Umschaltspiel arbeiten. Unsere Spielphilosophie und Mannschaftstaktik muss dazu führen, dass wir das Leistungspotenzial unserer Spieler noch besser ausschöpfen können.

«Konkret müssen wir an der Cleverness in der Abwehr und an der Qualität im Umschaltspiel arbeiten.»

Unser grosses Ziel bleibt das Heimspiel gegen Tschechien von Ende April in Schaffhausen. Dort wollen wir zu Punkten kommen. Darauf arbeiten wir mit Nachdruck hin, und auf diesem Spiel liegt auch bereits jetzt unser absoluter Fokus. Unser nächster Zusammenzug mit der Nationalmannschaft findet beim Yellow Cup in Winterthur und mit den anschliessenden Länderspielen in Österreich von Anfang Januar statt. Danach muss es gelingen, allenfalls über ein, zwei Stützpunkttrainings noch weitere Zeitfenster für zusätzliche Trainingsmassnahmen zu finden, um die Mannschaft intensiv auf das EM-Qualifikations-Spiel gegen Tschechien vorzubereiten.

Rolf Brack, Nationaltrainer    »

Source: Marco Ellenberger

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