WM-Qualifikation: Slowenische Lehrstunde für die Schweiz

10.01.2014

Die Schweizer Nationalmannschaft hat das WM-Qualifikations-Heimspiel gegen Slowenien mit 23:31 verloren. Vor 750 Zuschauern in Schaffhausen geriet die SHV-Auswahl bis zur Pause bereits mit 12:19 in Rücklage, zeigte im zweiten Durchgang aber vorab defensiv eine deutliche Steigerung. Der WM-Vierte aus Slowenien, der den Schweizern in allen Belangen überlegen war, spielte am Donnerstagabend aber in einer eigenen Liga.

Im Duell mit Slowenien wurden die Schweizer erstmals in dieser Kampagne schonungslos mit der sportlichen Realität konfrontiert. Die SHV-Auswahl musste sich von der ersten bis zur letzten Minute dominieren lassen. Die Slowenen führten früh und kursweisend 4:0, derweil die Gastgeber vor knapp 750 Zuschauern zum Aufakt einen Fehlpass an den nächsten missratenen Schuss reihten. Mit seinem ersten von drei Timeouts in der 6. Minute griff Rolf Brack zwar sofort ein, zu stoppen war der Zerfall der umformierten Schweizer mit dieser Massnahme nicht. In der Abwehr liessen sie sich zu leicht und teils gar unbedarft ausmanövrieren - und mit ihrer völlig unzureichenden Quote im offensiven Bereich (44 Prozent) verursachten sie eine regelrechte Gegenstosswelle.

Bis zur Pause erhöhte das Team vom Balkan den Vorsprung kontinuierlich auf sieben Treffer, ohne dabei an die Leistungsgrenze gehen zu müssen. In der zweiten Hälfte gewährten die weiterhin hart zupackenden Osteuropäer den spürbar verunsicherten Schweizern kaum eine Chance, den Schaden zu begrenzen. Ausser Liniger, der in den ersten zwölf Minuten nach der Pause als einziger skorte und sieben seiner acht Treffer im zweiten Abschnitt markierte, bewegte sich kein Einheimischer auch nur annähernd auf Augenhöhe mit dem Gruppen-Zweiten.

Liniger, auch im Bundesliga-Alltag ein überdurchschnittlicher Finisseur, dementierte die Defizite der Schweizer selbstredend nicht: "Wir fanden überhaupt kein Mittel - weder in der Defensive noch im Angriff." Die sportlich aussichtslose Lage habe womöglich im Hinterkopf eine kleine Rolle gespielt. "Auch wenn das in unserer momentanen Situation mit dem Umbruch natürlich kein Faktor sein darf. Und dass wir uns wie in der ersten Hälfte fast wehrlos vorführen lassen, darf aber ganz sicher nicht passieren." Im Team Bracks funktionierte lange enttäuschend wenig. Es ist absehbar, dass die taktische Flexibilität, welche der Deutsche von seinen Spielern verlangt, mehr Zeit in Anspruch nehmen dürfte. Die auffällig häufigen Rochaden im Aufbau vereinfachten die Aufgabe im letzten Heimspiel der WM-Ausscheidung mutmasslich nicht. Selbst die Umstellung auf die eher simple 6:0-Deckung schmälerte die Zäsur kaum.

Dass nach dem Verzicht von Captain Andy Schmid und der beruflich bedingten Absenz von Abwehrchef Daniel Fellmann mit dem begabten Aufbauer Nicolas Raemy ein dritter massgeblicher Akteur verletzt fehlte, verkraftete die verjüngte Equipe nicht. "Uns fehlte ohne dieses Trio natürlich zu viel Substanz. Die Verantwortung lastete deshalb auf zu wenig Schultern. Raemys Ausfall hat uns richtig wehgetan", bedauerte Brack hinterher. Der Kontrahent sei auf jeder Position besser besetzt gewesen, beschönigte Brack das Debakel vor dem eigenen Publikum nicht. Er sprach von einem schmerzhaften Lernprozess für die Fraktion der Jüngeren seiner Mannschaft und hofft, dass die Rückkehrer im April im Playoff zur EM-Qualifikation einen Leistungsschub von "rund 20 Prozent" bewirken können.

Eine markante Stabilisierung ist mit Blick auf die beiden Spiele gegen Estland im April dringend nötig. Das haben auch die zumindest selbstkritischen Direktbeteiligten erkannt. Die in ihrer WM-Ausscheidungsgruppe punktelosen Esten unterlagen am vorletzten Spieltag auch in Bosnien nur knapp. "Wir haben in unserer Position nicht den geringsten Grund, sie zu unterschätzen. Verlieren wir gegen sie, ist die ganze Aufbauarbeit wieder für Jahre dahin", redete Liniger Klartext. 
 


 
WM-Qualifikation Männer

Schweiz – Slowenien 23:31 (12:19)
BBC Arena – 750 Zuschauer – Sr. Pichon/Reveret (Fr).
Torfolge: 0:4 (6.), 1:4, 1:6, 2:6, 2:7, 4:7, 4:8, 4:9, 5:10, 5:11, 7:11, 7:14, 8:14, 9:16, 10:16, 10:17, 11:17, 12:19; 12:21, 14:23, 15:23, 15:25, 17:26, 17:28, 21:28, 21:30, 22:30, 22:31, 23:31.
Strafen: 2mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 3mal 2 Minuten gegen Slowenien. 
Schweiz: Bringolf/Portner (14.); Liniger (8/4), Pendic (2), Von Deschwanden (4), Graubner (2), Dähler (1), Milosevic (1), Hess (1), Jud, Freivogel, Cvijetic (1), Vernier (2), Svajlen (1). 
Slowenien: Skof/Skok (48. und für 2 Penaltys); Bombac (1), Pucelj, Kavticnik (3), Dolenec (2), Skube (2), Miha Zvizej (2), Luka Zvizej (2), Gaber (1), Zorman (1), Mackovsek (2), Gajic (11/3), Spiler (3), Bezjak, Miklavcic (1).  
Bemerkungen: Schweiz ohne Schmid (Pause), Fellmann (Studium), Raemy (verletzt), Muggli, Baviera (beide nicht eingesetzt). Timeouts: Schweiz (6./0:4, 17./5:11, 57./21:30). Portner hält Penalty von Gajic (19./7:11). Bringolf hält Penalty von Dolenec (46./15:24).

Source: Sven Schoch, Sportinformation (si)

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