Das Handballhaus Schweiz unterwegs zur «Struktur 2020»

17.09.2015

Strukturen ändert man nicht einfach so aus Spass. Strukturen sind meistens gewachsen oder man hat sie sich gegeben – und sich dabei auch etwas gedacht. Die SHV-Strukturen haben eine lange und durchaus auch erfolgreiche Geschichte. Nun ist aber die Zeit gekommen, sie den neuen Gegebenheiten anzupassen. Am 15. März stimmen die Delegierten des Schweizerischen Handball-Verbands (SHV) in Baden über die «Struktur 2020» ab.

Ältere Semester werden sich noch erinnern, dass der Schweizer Handball aus dem Turnbetrieb hervorgewachsen ist. Die erste Schweizer Handball-Institution war der sogenannte HBA – der Handball-Ausschuss. Es dauerte eine Weile, bis sich der Schweizer Handball aus der Turnerbewegung emanzipierte und seinen eigenen Verband, den Schweizer Handball-Verband (SHV), gründete. Der SHV arbeitete sehr erfolgreich und verhalf dem Schweizer Handball mit und nach der Organisation der Weltmeisterschaft 1986 zu einem Boom. Die Lizenzen erreichten Rekordhöhen, Mannschaften und Vereine gab es zuhauf. Dann ging das Interesse kontinuierlich zurück. Die Ursachen dafür waren vielfältig: Neue Sportarten (Unihockey), die zunehmende Individualisierung (man geht ins Fitness-Studio und nicht in den Verein), das Fernsehen brachte den Jungen den attraktiven US-Profisport (NBA-Basketball), etc.

Auf jeden Fall tat sich der Schweizer Handball in der Folge immer schwerer. Die Lizenzen sanken, die TV-Präsenz ebenfalls und das Nationalteam hatte Mühe, sich für internationale Turniere zu qualifizieren. Nicht alles ist allerdings schwarz zu malen: Immer wieder machen SHL-Klubs international Furore und unsere Nachwuchs-Nationalmannschaften platzieren sich regelmässig in den vorderen Rängen. Fazit: Es wird gut gearbeitet.

Allerdings zeigt es sich – und hier tritt das Problem der Struktur auf den Plan –, dass der Verband nicht optimal aufgestellt ist, um sich gegen den Lizenzverlust und all die anderen Probleme angemessen zu wehren. Die operative Führung wird von zehn Führungsgremien wahrgenommen: Der Verband macht etwas, die Regionen machen etwas, die Spitzen-Ligen machen etwas; die Meisterschaften werden durch elf Wettspielbehörden organisiert. Das macht das Ganze nicht gerade übersichtlich. Und es erschwert nicht nur den Durchblick, sondern auch eine zielgerichtete Arbeit und – ganz erheblich – die Vermarktung der Sportart. Wer dem Schweizer Handball helfen will, weiss weder genau, wo noch wie er das tun kann. Oder wie es SHV-Präsident Ueli Rubeli formuliert: "Ein einheitliches Marketing ist eines unserer Hauptbedürfnisse. Und es wäre nicht nur schön, so etwas zu haben, sondern es ist unsere einzige Chance, auch wahrgenommen zu werden."

Die Kernidee ist: Ein Gesamtverband, in den alle integriert sind. Die Träger sind die Vereine. Der Zentralvorstand hat die Gesamtführung. Unterstützt wird er durch fünf strategische Ausschüsse in den Fachbereichen Spielbetrieb und Schiedsrichter, Leistungssport und Ausbildung, Marketing und Events, Finanzen inkl. IT und Personal und Handballförderung  mit Breitensport, Innovation und  nationalen Projekten. Operativ wird der Schweizer Handball durch einen Geschäftsleiter geführt, dem die Leiter der fünf Ressorts unterstehen. Die Ressorts entsprechen den Ausschüssen. In der operativen Führung wirken Profis.

Organisatorisch ändert sich nicht viel. Die neue Struktur bedeutet nicht Zentralismus statt Föderalismus. Gearbeitet wird weiterhin dezentral, aber unter einer einheitlichen Geschäftsleitung. Die Regionen werden zu regionalen Sektionen. Sie erhalten Aufträge von den Ausschüssen oder vom ZV. Auch die Spitze bleibt: SHL und SPL werden aber Abteilungen des SHV, deren Aufgaben definiert sind.

Eine Struktur besteht nicht nur aus Kästchen auf dem Papier, die mit Linien verbunden sind. Sie lebt von den Menschen, die in ihr arbeiten. Strukturen dienen dazu, den Menschen, die in ihnen arbeiten, einen vernünftigen Rahmen zu geben und Pflichten, Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu definieren und zuzuordnen. Schwierig ist immer das Zusammenspiel von Ehrenamtlichen und Angestellten. Die neue Struktur soll das klarer definieren: Ehrenamtliche denken darüber nach und bestimmen, was und wohin wir mit dem Handball wollen. Sie tun das in den Ausschüssen, das heisst: schweizweit, aber nach Fachgebieten. Umgesetzt werden die Ideen durch die Profis (wo nötig ergänzt durch Ehrenamtliche) in den Ressorts.

Profitieren werden alle Handballer. Die Vereine, weil es einfacher wird und weil sie vom Gesamtverband mehr Leistungen bekommen fürs gleiche Geld. Sie werden aber auch dadurch profitieren, dass sich der Verband mehr ins Zeug legt, den Handball besser vermarktet und dadurch mehr Geld und mehr Lizenzen generieren kann.

Die Vorteile für den Gesamtverband liegen auf der Hand: Es gibt mehr Koordination, dadurch werden die Ressourcen effizienter eingesetzt. Der Spielbetrieb wird einfacher, die Professionalisierung der Führung wird Pannen und Probleme vermindern. Und die – berechtigte – Hoffnung ist natürlich, dass der neue aufgestellte Verband unseren Sport besser vermarkten kann. Marketing und Kommunikation aus einer Hand – der Handball soll wieder wahrgenommen werden. Und natürlich auch gefördert.

Wie sieht es politisch aus? Mitglieder des SHV sind die 240 Vereine (momentan). Jeder Verein hat eine Stimme, ab 50 Lizenzen kommt im 50er-Abstand eine Stimme dazu. Gezählt werden sollen die Lizenzen ab U15. Ein Verein mit 101 lizenzierten Handballern hat also 3 Stimmen an der DV. Die DV hat die gleichen Kompetenzen wie jetzt schon: Wahlen, Statutenänderungen, Budget etc.

Über diese Dinge soll an der ausserordentlichen DV am 15 März abgestimmt werden. Findet der Vorschlag des ZV Zustimmung, wird ein Gremium eingesetzt, das einen konkreten Zeit- und Massnahmenplan erarbeiten soll. Dieser wird an ordentlichen DV im Juni 2014 präsentiert. Dann sollten auch die Mitglieder der Ausschüsse gewählt werden können. Die operative Struktur wird dann auf die Saison 2015/2016 angepasst. Ob es wirklich bis 2020 geht, bis die Struktur 2020 komplett umgesetzt sein wird, bleibt abzuwarten. Vielleicht geht’s auch schon früher.

Was passiert mit den bestehenden Einrichtungen der Regionen? "Wir wollen ja nicht abbauen", sagt Ueli Rubeli, "sondern mehr herausholen." Die bisherigen Angestellten der Regionalverbände werden neu vom SHV angestellt. Sie erhalten die Aufträge von der Geschäftsleitung. Ob es die regionalen Büros noch braucht oder ob die anfallenden Arbeiten im Zentralsekretariat oder allenfalls im Homeoffice erledigt werden könnten, wird sich zeigen.

Fazit: Es wird keineswegs alles von oben nach unten oder vom Zentrum an die Peripherie entschieden. Und es gibt weiterhin viel zu tun. Aber es soll besser koordiniert und effizienter getan werden. Packen wir’s an.

Source: Christoph Bopp (handballworld)

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