Klaus Wellershoff: «Wir müssen die Fehler nicht wiederholen»

Quickline Handball League  •  18.02.2015

Der Zentralvorstand des Schweizerischen Handball-Verbands (SHV) hat gestern Dienstag ein Gesuch der Kadetten Schaffhausen gutgeheissen und damit das für heute Mittwochabend angesetzte NLA-Spiel zwischen Wacker Thun und den Kadetten Schaffhausen definitiv verschoben. Klaus Wellershoff, Mitglied des Zentralvorstands des SHV, nimmt Stellung.
 


 
Klaus Wellershoff, der Zentralvorstand des Schweizerischen Handball-Verbands (SHV) hat am Dienstag ein Gesuch der Kadetten Schaffhausen gutgeheissen und damit die Partie von heute Mittwochabend verschoben. Wie ist es zu diesem Entscheid gekommen?
Klaus Wellershoff: In der Champions League ist am Wochenende eine Tabellensituation entstanden, die den Kadetten Schaffhausen die nicht mehr für möglich gehaltene Chance eröffnet hat, in die Achtelfinals einzuziehen. Eine Qualifikation für die Achtelfinals würde die Position des Schweizer Vertreters in der Champions League in der kommenden Saison stärken und hätte natürlich auch einen positiven Einfluss auf das Liga-Ranking des europäischen Verbands (die SHL ist in dieser Saison von Platz 8 auf 11 zurückgefallen, Red.). Die Kadetten haben darum am Montag einen Antrag auf Spielverschiebung gestellt, der von der SHL zunächst abgelehnt wurde. Die Schaffhauser haben daraufhin den Entscheid an den Zentralvorstand des Schweizerischen Handball-Verbands weitergezogen. Das ist in dieser Saison einmalig möglich, weil wir daran sind, die Struktur anzupassen und uns deshalb in einer Übergangsphase befinden. Der Zentralvorstand hat die verschiedenen Argumente abgewogen und im Interesse des Schweizer Handballs entschieden, den Kadetten die bestmögliche Vorbereitung auf das Spiel vom Samstag zu gewähren, und dem Antrag zugestimmt.

Wacker Thun hat mit grossem Unverständnis und Trotz auf die Spielverschiebung reagiert. Haben Sie Verständnis für die Situation des Vereins?
Klaus Wellershoff: Dafür habe ich volles persönliches Verständnis, weil gerade in der Endphase der Saison die Emotionen natürlich hochgehen. Aus Sicht des Handballs habe ich aber eigentlich kein Verständnis, weil es darum geht, für unseren Sport in der Schweiz etwas Gutes zu tun. In diesem Zusammenhang denke ich auch an die öffentliche Wahrnehmung, die eine Achtelfinalqualifikation eines Schweizer Vertreters in der Champions League mit sich bringt.

Wacker Thun argumentiert, im Jahr 2012 sei ein ähnliches Spielverschiebungsgesuch – rund um den Final im EHF-Challenge-Cup – abgelehnt worden. Wird in diesem Fall nicht mit gleichen Ellen gemessen?
Klaus Wellershoff: Die Thuner sagen heute zu Recht, dass der damalige Entscheid unglücklich war, und aus ihrer Sicht sogar falsch. Ich kann darum nicht verstehen, warum wir den Entscheid noch einmal falsch treffen sollten. Das Ergebnis im Jahr 2012 war unbefriedigend für alle. Wir müssen heute nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Genau diesen Fortschritt müssten eigentlich gerade die Thuner begrüssen.

Dennoch redet Wacker Thun von einer Bevorzugung der Kadetten Schaffhausen.
Klaus Wellershoff: Wir haben in der vergangenen Saison im Rahmen unserer Möglichkeiten und Reglemente unbürokratisch alles unternommen, damit Wacker Thun die Herausforderung der Teilnahme an der Champions League positiv gestalten kann. Wir haben den Thunern sogar den von der EHF verlangten Hallenboden gratis zur Verfügung gestellt. Dafür haben uns die Kadetten kritisiert. Ich meine, es wird Zeit, dass wir mit dem kleinlichen und egoistischen Gezänk aufhören und den Schweizer Handball wieder in den Mittelpunkt stellen.

Die Berner Oberländer erachten den Entscheid des Zentralvorstands als rechtlich nicht bindend und wollen die Partie heute Abend spielen. Sollten die Kadetten in Thun nicht antreten, wollen sie den grünen Tisch über die Wertung entscheiden lassen. Was sagen Sie zu dieser Haltung?
Klaus Wellershoff: Die Rechtslage ist eindeutig. Wacker Thun hat vielleicht übersehen, dass wir uns in einem Übergangsjahr befinden und dass die Entscheide weitergezogen werden können. Das Spiel wird verschoben. Von einem Nichtantreten der Kadetten kann gar nicht die Rede sein, weil der Spieltermin nicht mehr besteht. Insofern kann auch kein grüner Tisch darüber entscheiden. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir die Kirche im Dorf lassen und den Fall mit der nötigen Distanz betrachten. Sollten sich die Kadetten für die Achtelfinals qualifizieren, wird der neue Schweizer Meister davon auf internationaler Bühne profitieren. Und der Handball insgesamt bekommt wieder die Aufmerksamkeit, die er auch verdient.

Source: Marco Ellenberger

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