07.10.2016
Hoher Besuch in Schaffhausen: Am Samstag spielt mit Paris St-Germain das teuerste und nominell bestbesetzte Handballteam der Welt in der Champions League gegen die Kadetten. Anpfiff in der BBC Arena ist um 16.30 Uhr, Teleclub Sport-Flash überträgt die Begegnung live.
Nasser Al-Khelaifi, der Präsident der millionenschweren Qatar Foundation mit Sitz in Doha, befindet sich im Dilemma. Welche Untersektionen soll er sich bei Paris St-Germain neben der mit einem exorbitanten Budget ausgestatteten Fussball-Hauptabteilung noch leisten? Im Moment profitieren alle Nischen von der wieder belebten Petrodollar-Flut, insbesondere auch die Handballer unter der Führung des Trainermonuments Zvonimir Serdarusic.
Der Kroate, der auch den deutschen Pass besitzt, formte einst den THW Kiel zu einer Handball-Weltmacht. Insider vermuten bei PSG einen Budgetrahmen von 17 Millionen Franken. Manager und Sprecher Bruno Martini, der zum Understatement neigt, lässt sich weder ein Dementi noch eine Zustimmung entlocken. Der frühere Nationaltorhüter war ein Enfant terrible seiner Generation, heute ist er braver Opportunist. So bezeichnet er die Gruppe A der Champions League, der PSG zugeteilt wurde, als «härteste Gruppe aller Zeiten».
Der erste Deutsche
Wegen der dauerhaften Erfolge der Nationalteams beider Geschlechter in allen Alterskategorien profitiert der Handball in Frankreich seit 25 Jahren von einer grossen Popularität. In Paris ist die Sportart aber noch nicht richtig angekommen. Das 4000 Zuschauer fassende Stade Pierre de Coubertin ist nur bei Top-Spielen ausverkauft. Die Pariser Sportöffentlichkeit ist eher dem Fussball zugetan, der sich auf der gegenüberliegenden Seite des grossen Platzes im 16. Arrondissement in einer hypermodernen Arena abspielt. Die Infrastruktur und die beispielhafte Jugendarbeit im Handball böten aber ein grosses Entwicklungspotenzial, ist Al-Khelaifi überzeugt. Die Voraussetzungen für eine bessere Verankerung der Sportart in Paris sind ideal. Der Leistungsbereich umfasst 32 Spieler, darunter mehrere Talente mit den Jahrgängen 1998 und 1999. Nur acht Spieler oder 25 Prozent sind Ausländer, darunter befindet sich mit Uwe Gensheimer erstmals ein Deutscher. Der ehemalige Captain und populärste Spieler der Mannheimer Rhein-Neckar Löwen erhielt ein Angebot, dem er im Herbst seiner Laufbahn nicht widerstehen konnte.
Auf der Position des linken Flügels herrscht seit dem Wegzug des Olympiasiegers von 2012, Samuel Honrubia, ein Vakuum. Wegen einer Knieverletzung wird der Kultspieler Nikola Karabatic in Schaffhausern fehlen. Daniel Narcisse, der verlängerte Arm des Trainers auf dem Platz, wird wohl mehr Einsatzzeit als zuletzt erhalten. Die Torproduktion ist beim Welthandballer Mikkel Hansen in besten Händen. Vielleicht wirft PSG als Regisseur auch einen seiner Perspektivspieler ins kalte Wasser, wie zuletzt den 21-jährigen Nedim Remili, der bei seiner Champions-League-Premiere in Kiel sämtliche zwölf Würfe verwertete. Dennoch gab PSG das Spiel in der Schlussphase aus den Händen und verlor 31:33. Im Hinblick auf den ersten Gruppenrang dürfen sich die Franzosen keine Punkteverluste mehr erlauben. Die beiden Gruppensieger der oberen Tabellenhälfte sind direkt für die Viertelfinals qualifiziert.
Für Kiel eine Provokation
Für ein monatliches Gehalt im oberen fünfstelligen Bereich liess sich der Schwede Staffan Olsson noch enger als bisher an PSG binden. Er war nach den missglückten Olympischen Spielen von Rio de Janeiro zusammen mit Ola Lindgren als schwedischer Nationaltrainer zurückgetreten. Olssons verstärktes Engagement hat in Kiel Ärger verursacht, galt der 52-Jährige an der Ostsee doch als voll integriertes Mitglied der THW-Handballfamilie.
Der Entscheid von Trainer Serdarusic, seinen Lieblingsschüler aus Kieler Erfolgszeiten quasi zum ersten Mitarbeiter im PSG-Trainerstab zu ernennen, wird je nach Standpunkt als Provokation oder als kluge Massnahme eines weitsichtigen Coachs verstanden.
Entsprechend kühl und mit vereinzelten Pfiffen wurde letzte Woche Paris St-Germain beim Einmarsch in der Ostseehalle empfangen. Die Emotionen gingen nachher entsprechend hoch. Es kam zu einigen Rangeleien, die jedoch von den besonnenen Elementen in beiden Teams im Keime erstickt wurden.
EHF Champions League, 3. Spieltag: Kadetten Schaffhausen - Paris St. Germain, Samstag, 8. Oktober 2016, 16.30 Uhr, BBC Arena.
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