11.05.2017
Das vierte Playoff-Halbfinalspiel zwischen Pfadi Winterthur und dem HC Kriens-Luzern war für Marcel Hess nicht nur dank des Sieges eine runde Sache. Der Rekordspieler der NLA absolvierte in Kriens sein 500. Pflichtspiel in der höchsten Schweizer Liga. Anlässlich des Jubiläums spricht der ehemalige Nationalspieler über seine Anfänge, besondere Erlebnisse und die Entwicklung der Sportart.
Marcel, wie fühlt es sich an, wenn man weiss, das letzte Spiel war schon der 500. Einsatz in der NLA?
Marcel Hess: Ehrlich gesagt nicht gross anders wie das 300. oder 400. Spiel, das ich bestritten habe. Ich habe mir vorab keine grossen Gedanken dazu gemacht, wobei es natürlich schon schön ist, wenn man so eine Marke erreicht. Für mich war an dem Tag wichtiger, dass wir als Team den dritten Sieg im Halbfinal einfahren um uns so für die Finalserie zu qualifizieren. Das ist uns gelungen und so wird mir das Jubiläumsspiel in guter Erinnerung bleiben.
Kannst du dich eigentlich noch an deinen ersten Einsatz erinnern?
Marcel Hess: Ja, da kann ich mich noch gut dran erinnern. Das war im Jahr 1998, damals noch mit dem TV Suhr und dem Trainer Urs Mühlethaler, ein Lokalderby gegen den TV Endingen.
Welche Ereignisse sind dir in deiner fast 20 Jahre andauernden Karriere ganz besonders in Erinnerung geblieben?
Marcel Hess: Speziell im positiven Sinne sind sicherlich die Titel, die ich mit meinen Mannschaften gewinnen durfte, Cupsiege wie auch Meisterschaftstitel. Ich durfte über die Jahre viele spannende Europacup-Partien bestreiten, die auch einen besonderen Stellenwert haben. Nicht zuletzt auch tolle Erlebnisse mit der Nationalmannschaft, die ein normales Ligaspiel ganz sicher übertreffen. Bei der grossen Anzahl an Spielen ist es schwierig eins besonders herauszuheben. Eindrucksvoll war sicherlich die Finalissima mit Amicitia, als wir das erste Mal Meister wurden.
Wie hat sich deiner Meinung nach die Sportart Handball in den letzten Jahren verändert?
Marcel Hess: Es ist viel athletischer geworden und das Tempo im Spiel hat zugenommen. Wenn man heute körperlich nicht bereit ist, kann man auf dem Niveau national und besonders auch international gar nicht bestehen. Für jemanden, der handballerisch top ausgebildet ist, aber die Physis nicht hat, sehe ich schwarz. Wenn ich heute ein Spiel von vor zehn oder 15 Jahren anschaue, muss ich gelegentlich schon schmunzeln wie deutlich die Unterschiede sind. Wobei ich auch klar sage, dass ein Vergleich über so einen grossen Zeitraum nicht ganz fair ist. Für damalige Verhältnisse war das absolut auf dem international entsprechenden Level.
Wie hat sich die Liga und der Konkurrenzkampf in der Meisterschaft über die letzten ein, zwei Jahrzehnte entwickelt?
Marcel Hess: Die Liga ist früher ausgeglichener gewesen. Ich denke dabei an die Achterliga, in der alle Teams auf einem sehr ähnlichen Niveau waren. Im Moment ist es leider so, dass die ersten vier Teams sich doch deutlich vom Rest abgesetzt haben, so dass ein Schnitt entsteht. Mir scheint, dass es früher einfacher war Top-Ausländer in die Schweiz zu holen, was sicherlich mit den finanziellen Mitteln zu tun hat. Dennoch sollte man das aktuelle Niveau nicht komplett Schlechtreden. Ich finde man neigt zu schnell dazu alles negativ zu sehen, obwohl wohlmöglich nur der Rahmen mit wenigen Zuschauern nicht passt.
Welchen handballerischen Traum möchtest du dir noch erfüllen?
Marcel Hess: (lacht) Ich bin zufrieden, so wie meine Karriere verlaufen ist. Wenn mir jemand im Alter von 18 Jahren gesagt hätte, dass es so kommt, hätte ich das unterschrieben. Klar setzt man sich immer kurzfristige Ziele, mit 20 wollte ich unbedingt Meister werden. Danach wollte ich Champions League spielen, für die Nati auflaufen. Ich bin sehr dankbar, dass ich das alles erreichen durfte und habe keinen speziellen Wunsch mehr.
Viele ehemalige Weggefährten sind mittlerweile selbst Trainer oder Manager in einem Club. Ist das auch etwas, das du dir für deine Zeit nach der Karriere vorstellen kannst?
Marcel Hess: Also als erstes spiele ich noch eine gewisse Zeit aktiv Handball. Ansonsten gilt: Sag niemals nie. Ich kann mir durchaus vorstellen irgendwann einmal einen Trainerkurs zu machen, aber fix geplant ist da noch gar nichts. Für mich ist klar, wenn ich aufhöre Handball zu spielen, möchte ich mit der Jugend arbeiten und den Nachwuchsspielern etwas vermitteln. Dort kann man noch am meisten bewegen, aktiv Einfluss auf die Ausbildung nehmen und daran hätte ich sicher mehr Freude als ein NLA-Team zu trainieren.
Wagen wir abschliessend einen Blick zur Nationalmannschaft, für die du immerhin auch 112 Spiele absolviert hast. Wie ordnest du die aktuelle Entwicklung unter Michael Suter ein?
Marcel Hess: Michael Suter hat keinen einfachen Job. Es ist ein schmaler Grat die vielen jungen Spieler immer punktgenau auf ihr Top-Level zu bringen. Im Moment gelingt ihm das schon sehr gut, denn man darf nicht vergessen, dass sie auf A-Nati-Ebene noch nicht sehr lange zusammen sind. Wenn man sich die aktuelle EM-Qualifikationsgruppe ansieht, dann ist das eine richtig schwere Gruppe. Ich wünsche mir für die Nationalmannschaft, dass sie sieben, acht Jahre in der Konstellation zusammenbleiben kann und sich 20 Spieler finden, die das über mehrere Jahre gemeinsam durchziehen und weitestgehend von Verletzungen verschont bleiben.
Nächster Fixpunkt für den Rekordhalter ist die anstehende Playoff-Finalserie zwischen den Kadetten Schaffhausen und seinem Team Pfadi Winterthur, in der der 34-jährige seinen vierten Meistertitel gewinnen möchte.
Über Marcel Hess:
Geburtstag: 16. November 1982 Grösse: 190 cm Position: Flügel links Wurfhand: Rechts Aktueller Club: Pfadi Winterthur Ehemalige Clubs: SG GC Amicitia Zürich, ZMC Amicitia Zürich, GC Zürich, TV Suhr, HR Hochdorf. Beruf: Kunststoff-Technologe bei Rockwell Automation Aarau in Teilzeit. Erfolge: Schweizer Meister 2001, 2008, 2009. Schweizer Cupsieger 2009, 2015. MVP Nationalliga A Saison 2014/15.
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