SPAR Premium League • 18.05.2017
Vor einigen Wochen war das Schiedsrichter-Gespann Robin Sager und Stefan Styger mit einem ganz speziellen Utensil auf dem Feld unterwegs. Auf den Köpfen der beiden war je eine Go-Pro-Kamera montiert, die während der kompletten 60 Minuten Aufzeichnungen aus der Sicht der Schiedsrichter machte. Was hinter der Idee steckt und wofür die Aufnahmen nun benötigt werden, verrät Robin Sager in der Schnellen Mitte.
Robin, gemeinsam mit deinem Schiedsrichter-Partner Stefan Styger habt ihr vor einigen Wochen NLA-Spiele mit einer Go-Pro-Kamera gedreht, die während dem Spiel auf euren Köpfen befestigt war. Was hatte es mit der Aktion auf sich?
Robin Sager: Ich habe im Dezember 2016, in meiner Funktion als Ausbildungsverantwortlicher “Schiedsrichter Spitze“, viele Spielsituationen analysiert. Bei der Beurteilung und Auswahl der einzelnen Videoszenen aus der Perspektive der Hallenkamera habe ich mich gefragt, warum entscheiden die Schiedsrichter falsch, obwohl die Situation im Video klar ist? Die Analyse ergab, dass bei einer Vielzahl der richtigen Entscheide die Schiedsrichter eine seitliche Einsicht in die Aktionen hatten und diese somit optimal beurteilen konnten. Bei schlechten Entscheidungen waren die Schiedsrichter oft zu weit weg oder die Sicht war ihnen durch einen oder mehrere Spieler verdeckt. Kurz gesagt, ihr Positions- und Beobachtungsverhalten war nicht optimal.
Die Themen “Laufwege, Positions- und Beobachtungsverhalten“ sind in der Schiedsrichterausbildung seit einigen Jahren ein Bestandteil, welcher jedoch neben den regeltechnischen Themen oft zu kurz kommt. Aufgrund der weiterhin wachsenden Komplexität und Athletik in unserem Sport, erachte ich die drei erwähnten Themen, gepaart mit einer guten Fitness, als zentrale Punkte dafür, dass die Schiedsrichter die Anforderungen bzw. Ansprüche an die Spielleitungen auch in Zukunft erfüllen können.
Wie bist du dann auf die durchaus kreative Idee gekommen und haben die Kameras euch bei der Spielleitung beeinflusst? Welche Reaktionen gab es?
Robin Sager: Ich habe mir überlegt, wie ich mir Ausbildungs- und vor allem Videomaterial zu den Themen beschaffen und in welcher Art ich dieses in die Ausbildung einfliessen lassen könnte. Inspiriert durch die vielen Go-Pro-Videos, welche im Internet verfügbar sind, war die Lösung danach naheliegend. Anschliessend habe ich meinen Schiedsrichterpartner Stefan Styger gefragt, ob er meine Idee unterstützt und einige Spiele mit einer Go-Pro-Kamera auf dem Kopf pfeifen würde. Nach seiner Zusage habe ich bei der Abteilung Schiedsrichter einen entsprechenden Antrag gestellt, welcher genehmigt wurde und schon leiteten wir im Februar 2017 zwei Spiele mit den Kopfkameras.
Bei der Spielleitung haben sie uns überhaupt nicht beeinflusst. Wären wir dadurch gestört worden, hätten wir die Aktion umgehend abgebrochen. Die Go-Pro-Videoaufnahmen wurden von den betroffenen Teams aus meiner Wahrnehmung positiv aufgenommen. Klar durften wir uns einige Sprüche von den Akteuren anhören, ich wäre jedoch überrascht gewesen, wenn sie keine gemacht hätten.
Welche Erkenntnisse haben euch die Aufnahmen geliefert und was passiert nun mit den Aufzeichnungen?
Robin Sager: Die Erkenntnisse aus den Aufnahmen decken sich mit meinen Analysen aus dem Dezember 2016. Sobald wir uns nicht dem Spiel angepasst bewegten und beobachteten, haben sich die offensichtlichen Fehler in der Spielleitung gehäuft. Eine wirkliche Überraschung trat zum Glück nicht ein. Die Aufnahmen haben mich jedoch noch mehr auf meine persönlichen Bewegungs-, Beobachtungs- und Kommunikationsverhalten sensibilisiert, welche ich sonst beim Pfeifen gar nicht wahrnehme oder analysieren könnte. Stehe ich richtig? Ist mein Blickfeld optimal? Was sage ich wann?
Die Aufnahmen werde ich nun in der Schiedsrichterausbildung verwenden. Ich werde sicher versuchen einige Situationen und Erkenntnisse aus den Go-Pro-Aufnahmen in die Lektionen der Ausbildungskurse zu integrieren. Auch eine reine Go-Pro-Lektion zu den Themen “Laufwege, Positions- und Beobachtungsverhalten“ ist geplant.
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